Als der TV 1885 Lorsbach am 5. Juli 1885 gegründet wurde, gab es im Ort bereits zwei Gesangsvereine, den 1879 gegründeten „Sängerbund“ sowie den 1883 entstandenen „Gesangverein Frohsinn“.

Aus der Gründungsgeschichte des Turnvereins 1885 Lorsbach ist bekannt, dass die Initiative von Theodor Fischer ausging. Er war Lederarbeiter und aktiver Turner in Mainz und Hofheim und außerdem vielfacher Sieger auf Gau- und Bergturnfesten. Zwei weitere Gründungsmitglieder (Adolf Melchior und Konrad Wagner) waren ebenfalls in der Lederindustrie beschäftigt, die übrigen vermutlich Handwerksgesellen und Bauernsöhne. Die Gründungsversammlung bestätigt das bereits vorher festgelegte Vereinsmotto:

Mannhaft stark und treu bis ins Mark 1885

Auszug aus dem Gründungsprotokoll:

  1. Juli 1885
    Heute wurde von den nachverzeichneten Herren bei Gastwirt J. Aul eine Versammlung abgehalten.
  1. Theodor Fischer
  2. Moritz Schäfer
  3. Wilhelm Kräckmann
  4. Gustav Finger 
  5. Philipp Becker
  6. Christian Roth
  7. Adolf Melchior
  8. Luis Roos
  9. Christian Kern
  10. Carl Fuchs
  11. Anton Clot
  12. August Löber
  13. Robert Kräckmann
  14. Conrad Heil

 

Intention dieser Versammlung war die lang geplante Gründung eines Turnvereins in hiesiger Gemeinde. Nachdem die weiteren Vereinbarungen getroffen wurden und die Satzungen (ein Auszug aus denen des Turnvereins von Hering) vorgelesen und Billigung der Versammelten gefunden, wurde die Vorstandswahl auf kommenden Sonntag festgesetzt. Aus dieser Wahl gingen hervor:

  1. als Sprechwart Moritz Schäfer mit 8 Stimmen
    2. Turnwart Theodor Fischer, einstimmig
    3. Schriftwart Wilhelm Schäfer
    4. Säckelwart Christian Roth
    5. Zeugwart Phillip Becker

Ein kleines Häuflein junger Leute begann mit großen, persönlichen und materiellen Einsatz, auf dem alten Schulturnplatz (hinter der evangelischen Kirche) mit dem Turnen. Es fanden sich weitere junge Männer, die die Übungsstunden besuchten und auch bei der Beschaffung von Turngeräten wie Reck, Barren, Klettergerüst und Sprungseilen behilflich waren. Wenig später zeigte sich auch die Gemeinde bereit, das Vereinsturnen zu fördern. Sie überließ dem Verein ein Sumpfgelände an der Hofheimer Straße (gegenüber der Tankstelle). Es wurde von den Turnern in mühevoller Arbeit trockengelegt und als Übungsplatz mit Turnhütte hergerichtet.

Das 1. Protokollbuch des Vereins dokumentiert bis 1898 in feiner Sütterlinschrift alle Vorstandssitzungen und Generalversammlungen, die Vereinssatzung, Inventar, Einnahmen und Ausgaben, Sieger von Gau- und Bezirksturnfesten sowie Mitglieder und Zöglinge (Jugendturner) und gibt damit Zeugnis von einem regen Vereinsleben.